Montag, 20. Juni 2011

Abrechnungsfragen

Nachdem ich im Büro auf 'print' geklickt habe, renne ich sofort zum Drucker im Nebenraum. Schließlich will ich die erste sein, die den Kostenvoranschlag für die Kinderwunschbehandlung in Österreich in den Händen hält. Frau Schilcher hatte am Samstag erklärt, dass dieser Kostenvoranschlag jetzt bei der Krankenkasse eingereicht müsse. Das erschien mir im Telefonat logisch, aber jetzt scheitere ich an der Formulierung des Anschreibens. Was muss ich in den Brief schreiben, damit die Kasse diese Behandlung bezahlt? Vielleicht "Liebe Krankenkasse, wir wollen eine Behandlung in Österreich durchführen lassen, das hat mehr Aussicht auf Erfolg." oder "Liebe Krankenkasse, bei unserer ersten Kinderwunschklinik hat es nicht geklappt, jetzt wollen wir etwas anderes ausprobieren."

Zusätzlich beunruhigt mich die Kostenaufteilung auf Mann und Frau. In Österreich werden die Gesamtkosten einfach durch zwei geteilt. Bei der Kinderwunschklinik zu Hause, werden der Frau fast alle Kosten zugeschrieben. Übernimmt denn jetzt die Krankenkasse von Noerd mehr Kosten, nur weil der Kostenvoranschlag aus Österreich kommt? Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass es auf die richtige Formulierung ankommt, damit die Kostenübernahme klappt. Deshalb entschließe ich mich bei meiner Krankenkasse anzurufen.

"Hallo, mein Name ist Franka Fruchtig. Wir haben eine Kinderwunschbehandlung beantragt und genehmigt bekommen. Zwei Versuche haben wir schon hinter uns. Leider ohne Erfolg. Jetzt möchten wir den letzten Versuch in Österreich durchführen lassen. Wie sollen wir dazu Ihrer Meinung nach vorgehen?" höre ich mich in einem Ton sagen, als würde ich beim Finanzamt meine Steuernummer erfragen. Ich kann es selber nicht glauben, dass ich über meinen intimsten Wunsch mit einem völlig fremden Menschen am Telefon rede.

"Sie müssen einen 'Behandlerwechsel' beantragen und den Kostenvoranschlag beilegen. Außerdem benötigen wir eine Bestätigung der Klinik in Österreich, dass sie die Deutschen Gesetze einhält. Zusätzlich benötigen wir einen Nachweis, dass sie in Deutschland erst zwei von den drei genehmigten Versuchen vorgenommen haben." antwortet der Versicherungsberater in einem ähnlich sachlichen Ton wie ich.

Aha. Ich lege auf. Wieder stehe ich in dem Technikraum, in den ich flüchte, wenn ich tagsüber in Sachen Kinderwunsch telefonieren muss. Ich öffne das Fenster und ein wenig frische Luft weht mir um die Nase. Das tut gut. "Wie erkläre ich meinem netten Kinderwunschdoktor bloß, dass ich gerne eine Bestätigung über die zwei durchgeführten Versuche hätte? Der wird doch sofort vermuten, dass wir uns wo anders behandeln lassen wollen. Kann ich dann jemals wieder zu ihm gehen?" In Gedanken stolpere ich über die Türschwelle zurück in mein Büro.

Fortsetzung: Baby-Projekt-Management

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